Die Eisheiligen

Als Eisheilige wird ein Kälteeinbruch im Frühling bezeichnet, der in Mitteleuropa oft gegen Mitte Mai auftritt. Daraus entstandene Bauernregeln wie "Pflanze nie vor der kalten Sophie!" waren früher überlebenswichtig. Selbst heute noch richten sich Gärtner danach.

Als Eisheilige gelten die Tage vom 11. bis zum 15. Mai. Der Name kommt daher, dass diese Tage im Christentum die Gedenktage von fünf Heiligen sind: Nämlich von Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia. Diese Namen tauchen in sämtlichen Bauern- bzw. Wetterregeln auf, die sich mit den Eisheiligen befassen; nicht immer alle zusammen, aber immer genau diese, darunter oben genannte "Pflanze nie vor der Kalten Sophie", oder auch "Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz".

Diese Wetterregeln sind schon sehr alt; sie gehen aufs Mittelalter und damit auf eine Zeit lange vor der modernen Wettervorhersage zurück, als sich die Menschen ihre Wetterprognosen noch selbst herleiten mussten. Damals war das Wetter deutlich kühler als heute. Die Winter waren länger und härter, die Sommer kühler und regnerischer. Ein später Wintereinbruch fiel oft wesentlich schwerer aus als heute und konnte bereits ausgebrachte Saat weiträumig erfrieren lassen. Das wiederum barg die Gefahr großer Hungersnöte, denn es gab noch keinen so ausgedehnten Handel wie heute; die Bevölkerung war weitgehend von ihren eigenen landwirtschaftlichen Erzeugnissen abhängig.

Auf dieser Grundlage entstanden die Wetterregeln der Eisheiligen, aus der damals überlebenswichtigen Beobachtung, wann es gehäuft noch einmal zu einem Wintereinbruch kommt, und bis wann man auf jeden Fall noch mit der Aussaat warten sollte. Welche Bedeutung die Eisheiligen hatten, zeigt sich u.a. darin, dass sie in praktisch allen mitteleuropäischen Ländern bekannt sind.

Die Eisheiligen heute

Inzwischen hat sich die Lage entschärft: Das Klima ist milder (auch infolge der globalen Erwärmung), und die Wettervorhersage professioneller. Trotzdem richten sich u.a. Gärtner bei frostempfindlichen Pflanzen noch heute nach den Eisheiligen. Auch im Obstbau behält man sie genau im Auge, weil späte Fröste die Obstblüte und den Blattaustrieb erheblich schädigen können.

Genau wie bei Siebenschläfer muss man dabei aber das Alter der Wetterregeln beachten: Zwischen deren Entstehung und der heutigen Zeit gab es eine Kalenderreform(*). Dabei wurde der ganze Kalender um zehn Tage nach vorne gerückt. Die Jahreszeiten sind aber natürlich normal weiter gelaufen. Deshalb müssten die Eisheiligen heute eigentlich zehn Tage später sein. Tatsächlich kommt es nach heutiger Zeitrechnung durchaus noch bis Ende Mai gelegentlich zu Kälteeinbrüchen; weil die Eisheiligen aber längst untrennbar mit Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und der Kalten Sophie verbunden waren, hat man sie auf ihrem ursprünglichen Datum belassen. Heute stellt das zumeist kein Problem mehr dar: Die Wettervorhersage reicht weit genug, dass man nach dem 15. Mai einigermaßen zuverlässig absehen kann, ob es demnächst noch einmal richtig kalt wird.

Mit dem Online-Rechner "Eisheilige berechnen" lassen sich die Daten der fünf Eisheiligen samt ihrer Namen und den Wochentagen für beliebige Jahre aufrufen – zum Beispiel, wenn man angesichts der vielen Feiertage im Mai gerade nicht mehr parat hat, wann die Eisheiligen waren. Weil ihre Daten fest sind, fallen die Eisheiligen dabei jedes Jahr auf andere Wochentage.

Beispiel

Wann waren die Eisheiligen 2018?

Antwort im Online-Rechner "Eisheilige berechnen" aufrufen.

Trivia

Die fünf Namensgeber der Eisheiligen (Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophie) haben selbst übrigens keinen Bezug zum Wetter. Dass ausgerechnet sie zu den Eisheiligen wurden, lag schlicht an der Lage ihrer Gedenktage mitten im Mai. Mamertus (11. Mai) und Servatius (13. Mai) waren Bischöfe im 5. Jahrhundert. Pankratius (12. Mai), Bonifatius (14. Mai) und Sophia von Rom (15. Mai) waren Christen im 3. Jahrhundert, die in einer Zeit willkürlicher Christenverfolgung wegen ihres Glaubens hingerichtet wurden.

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(*) Die Gregorianische Kalenderreform. Der vorher geltende (julianische) Kalender stimmte zwar schon im Wesentlichen mit dem heutigen (gregorianischen) Kalender überein, hatte aber eine etwas andere Regel für die Schaltjahre. Dadurch war das durchschnittliche Jahr etwas zu lang, und der julianische Kalender hinkte mit der Zeit dem tatsächlichen Datum (nach Sonnenstand) zunehmend hinterher. Mit der Gregorianischen Kalenderreform wurde der Kalender 1582 wieder entsprechend vorgerückt, indem kurzerhand einige Kalendertage ausgelassen wurden, und die Schaltregel angepasst.


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